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Das Yoga des Christus

"Ich konnte erkennen, dass alle menschlichen Probleme das Ergebnis der Erinnerung waren, der Erfahrung, der Zeit. Ich wusste, dass die Erinnerung sie nicht lösen konnte; sie konnten nicht auf ihrem eigenen Level gelöst werden. Wenn die Erinnerung endete, waren sie jetzt mit einem Mal gelöst. Sie existierten im Zeitlosen nicht; nur in der Zeit existierten sie, und die Zeit existierte nicht, außer im Geist, wo das Problem existierte. Wenn Gott ist und es nichts Anderes gibt, lösen sich alle menschlichen Probleme in Liebe und Gottesweisheit auf. Als ich das erkannte, gelangte die Schaffenskraft ins Sein und ich wusste, dass alles gut war. Die Unendlichkeit war die einzige Wirklichkeit. Ich war kein bloßer Automat, sondern ein aktives schöpferisches Prinzip, das überall existierte und keinen Anfang und deshalb auch kein Ende besaß. Jetzt wusste ich, was die Kenntnis des Ichs bedeutete. Das Ich existierte in der Wirklichkeit nicht, und dessen gewiss, wusste ich, dass die Wirklichkeit die Befreiung war.
Daher ist jetzt die einzige Zeit. Es gibt kein Morgen, kein Gestern – wenn diese die Gegenwart bewölken, ist das Jetzt nicht verwirklicht. Deshalb ist die Meditation kein Mittel der Konzentration, was eine Schrumpfung bedeutet, Ausschluss und Begrenzung. Meditation bedeutet Freiheit, die Freiheit von der Zeit. Jetzt wusste ich, dass es nur Einen gab – den ewig Neuen. Es gab keine Dualität, keinen Gegensatz, keine Sehnsucht, kein Verlangen, keine Vergangenheit, keine Zukunft, all das stammte aus dem Geist, das war das Ich, das in der Trennung lebte. Der Vater und ich waren eins, das Yoga des Christus war das einzig wahre Yoga. Das Ich und das Mein lösten sich jetzt auf, nur das Ganze war wirklich: Der Tropfen wurde zum Ozean. Ich wusste jetzt, was der Meister meinte, als er sagte:
„Der Vater und ich sind eins.“ Das war keine Idee, sondern die Wirklichkeit. Das Denken konnte nie das Wirkliche erschaffen, weil das Denken aus der Zeit stammte; auch konnte das Denken nicht das Zeitlose offenbaren. Ich wusste das jetzt. Nur wenn das Denken, das Produkt der Erinnerung, erlosch; wenn das, was sich fortsetzte, zu einem Ende kam, gelangte das Unvergängliche ins Sein. In dieser Stille, die nicht erschaffen war, gab es ein von der Erinnerung befreites Sein, befreit von der Zeit, von Augenblick zu Augenblick bestand das Allgegenwärtige jetzt." Aus: Das Yoga des Christus, Kapitel II von XVIII, Seiten 25 - 28

Additional Info

  • Autor: Murdo MacDonald-Bayne
  • HMHE-Nr.: 51794